Wie fühlt sich Gewalt an?

Wenn du Gewalt erlebt hast, fühlst du wahrscheinlich ganz viele unterschiedliche Dinge in Bezug auf die Gewalt und den Täter oder die Täterinnen. Vielleicht ist eines der Gefühle ganz stark und andere Gefühle eher schwächer. Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich und ganz normal.

Angst

Viele Kinder haben Angst. Angst, dass ihnen selbst oder Menschen, die sie sehr lieben, wieder etwas passieren könnte. Angst vor Schmerzen oder vor peinlichen Situationen. Kinder können auch Angst haben, dass jemand etwas mitbekommt, weil sie sich schämen. Oder sie haben Angst, weil der Täter oder die Täterinnen ihnen angedroht hat, dass etwas Schlimmes passiert, wenn das Kind sich jemandem anvertraut.

Vertrauensverlust

Kinder vertrauen grundsätzlich erst einmal erwachsenen Menschen. Wenn sie dann die Erfahrung machen müssen, dass ein Erwachsener ihr Vertrauen ausnutzt, zerstört das oftmals ihr Vertrauen in andere Menschen. Kinder, die Gewalt erleben, haben es oft schwer, anderen zu vertrauen.

Ohnmacht / Starre

Kinder, die Gewalt erleben, können in dem Moment das Gefühl haben, zu erstarren. Sie sind dann nicht mehr in der Lage, sich zu wehren oder zu flüchten. Das kann sich dann anfühlen, als ob nicht mehr du selbst in deinem Körper steckst. Manche Kinder beschreiben das so, als würden sie dabei zugucken, wie einer anderen Person die Gewalt passiert.

Scham

Viele Kinder schämen sich auch für das, was ihnen angetan wurde. Es ist ihnen peinlich, darüber zu reden, vielleicht auch, weil sie Angst vor den Reaktionen der anderen haben. Es fällt ihnen dann schwer, darüber zu sprechen und das Erlebte in Worte zu fassen.

Wut

Viele Kinder sind oft ganz wütend, wenn sie Gewalt erleben. Kinder sind dann wütend, weil jemand anderes mit ihnen einfach macht, was er will, ohne sich um den Willen des Kindes zu kümmern. Oder Kinder werden ganz wütend, weil ihnen niemand zuhört und etwas unternimmt gegen die Gewalt. Kinder können auch ganz wütend werden, weil sie sich so hilflos fühlen und das kein schönes Gefühl ist.

Ekel

Kinder, die sexualisierte Gewalt erleben, können Ekel dafür empfinden, was ihnen angetan wurde. Oder aber sie ekeln sich vor sich selbst.

Hilflos

Oftmals fühlen sich Kinder, die Gewalt erleben, auch hilflos. Zum Beispiel, weil sie mit jemanden versucht haben über die Gewalt zu reden, ihnen aber nicht geglaubt wurde. Oder aber, es wurde ihnen geglaubt, aber niemand unternimmt etwas.

Außerdem kommt es immer wieder zu Schuldgefühlen. Wenn Kinder ihren Eltern von der Gewalt erzählen, macht das viele Eltern selbst auch ganz traurig und wütend. Für Kinder ist es manchmal schwer, die Eltern so zu sehen. Sie fühlen sich dann schuldig dafür, dass es Mama und/oder Papa schlecht geht. Manchmal kommt es auch vor, dass der Täter oder die Täterinnen dem Kind einredet, selbst schuld zu sein am Übergriff.

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